Am Sonntag darf gefeiert werden. An diesem Tag jährt sich der größte Triumph der Vereinsgeschichte zum 50. Mal. Am 26. Juni 1955 gewann RWE im Niedersachsenstadion zu Hannover die erste und die einzige Deutsche Meisterschaft mit einem 4:3 gegen den großen Favoriten 1. FC Kaiserslautern.
August Gottschalk (l.) und Fritz Walter
Sonderpostkarte mit Tagesstempel
Zunächst sah es nicht so aus, als würden sich die Essener Meisterschaftsträume erfüllen. Kaiserslautern ging bereits in der 11. Minute mit 1:0 (Wenzel) in Führung. Nur Minuten später verletzte sich Torwart Fritz Herkenrath schwer am rechten Knöchel. Doch es half nichts, er mußte durchhalten denn die Möglichkeit des Auswechselns war noch nicht eingeführt.
In der 19. Minute keimte für die Essener neue Hoffnung auf. Ein Einwurf von Termath landete bei Rahn, der verlängerte auf Islacker und es stand 1:1. Und es ging munter weiter. Vier Minuten später flankte Rahn auf Röhrig, der mit einem Kopfball das 2:1 für RWE sicherstellte. Als dann Islacker kurz vor dem Halbzeitpfiff die Führung auf 3:1 ausbaute, kannte der Jubel keine Grenzen.
In der zweiten Halbzeit wurde es aber noch mal spannend. Kaiserlautern schaffte in der 56. Minute den Anschlusstreffer (Wenzel) und glich in der 72. Minute durch einen Foulelfmeter (Baßler) zum 3:3 aus.
Zum Helden des Endspiels wurde Penny Islacker, der allein 3 Tore zur Meisterschaft beisteuerte - und das gegen eine Kaiserslauterner Mannschaft, die mit vier Weltmeistern, nämlich Horst Eckel, Werner Kohlmeyer, Werner Liebrich und Fritz Walter antrat. Dabei sah es für Islacker in der 2. Halbzeit garnicht gut aus. In der 60.Minute verletzte er sich bei einem Zweikampf mit Horst Eckel und mußte daraufhin zweimal das Spielfeld verlassen, um sich an der Seitenlinie behandeln zu lassen.
Penny Islacker (Mitte)
Die Meistermannschaft 1954/55
Vier Minuten vor Schluss aber dann die spielentscheidende Szene: Auf der rechten Seite setzt sich Termath durch, flankt scharf in den Strafraum und Islacker köpft im Hechtflug unhaltbar zum 4:3 Sieg ein.
Kaiserslautern ist geschockt und reklamiert 'Abseits', doch das Tor wird anerkannt.
Rot-Weiss Essen ist Deutscher Meister.
Als die Spieler am darauf folgenden Montag Nachmittag mit dem Zug im Essener Hauptbahnhof um 16:33 Uhr eintreffen, werden sie von mehr als 100.000 begeisterten Menschen empfangen. Zur Begrüßung spielt eine Bergmannskapelle einen Begrüßungsmarsch und anschließend mit tausendfacher gesanglicher Unterstützung das RWE-Lied: "Aber eins, aber eins, das bleibt besteh’n, der Rot-Weiß Essen wird nie untergeh’n."
Die Meisterschale
Eingraviert für die Ewigkeit ...
"1955 Rot-Weiss Essen"
(Foto Edgar Buckstege / Hannover 2003)
Die Daten zum Spiel:
Rot-Weiß Essen: Herkenrath - Jänisch, Köchling, Jahnel, Wewers, Grewer - Rahn, Islacker (3 Tore), Gottschalk, Röhrig (1 Tor), Termath
1. FC Kaiserslautern: Hölz - Kohlmeyer, Baßler (1 Tor) - Render, Liebrich, Mangold - Wanger, Wenzel (2 Tore), Eckel, Fritz Walter, Scheffler.
Schiedsrichter: Meißner (Nürnberg). Zuschauer: 76 000 (ausverkauft).